Krieg im Sudan

Seit Mitte April kämpfen zwei Generäle und ihre Soldaten um die Macht im Sudan: auf der einen Seite der Oberbefehlshaber der Armee, General al-Burhan, auf der anderen Seite sein bisheriger Stellvertreter, Milizenführer General Daglo, auch bekannt als Hemeti. Burhan und Hemeti haben nach dem Sturz von Langzeitpräsident Omar al-Bashir 2019 die Macht übernommen, die sie nun wieder – im zweiten Anlauf – an eine zivile Führung hätten übergeben sollen. Beide beschuldigen einander, den Prozess torpediert zu haben.

Weder Hemeti noch Burhan haben genug politische Instrumente, um die Bevölkerung auf die eigene Seite zu ziehen und so den Kampf für sich zu entscheiden. Die Armee von Burhan ist zwar zahlenmäßig stärker als die paramilitärischen Truppen seines bisherigen Stellvertreters Hemeti, aber diese sind besser ausgerüstet.

Der Konflikt findet weitestgehend in Khartum statt. Brennpunkt sind die Kasernen, in denen die Paramilitärs stationiert sind, sowie die strategisch wichtige Infrastruktur in Khartum wie der Präsidentenpalast, Brücken, welche die Stadtteile verbinden, der Flughafen sowie Krankenhäuser und Fabriken. Vor den anhaltenden Kämpfen in Khartum sind mittlerweile viele Menschen geflohen. Die meisten der geschätzt 900.000 Geflüchteten fliehen im Sudan in Regionen, in denen es keine Kämpfe gibt und kommen bei Verwandtschaft oder Bekannten unter.

In der Region Sennar gab es keine Kämpfe, es ist ruhig und im Unterschied zur Hauptstadt herrscht hier fast so etwas wie Alltag. Die Schulen, Geschäfte und Banken sind geöffnet. Die wirtschaftliche Situation ist schlimm. Die Preise sind gestiegen, Lebensmittel und Treibstoff sind knapp, alle Güter, welche normalerwiese von oder über Khartum transportiert werden, gibt es nicht. Viele Familien oder Familienmitglieder sind von Khartum wieder zurück in die Region gekommen. Es gibt viele zusätzliche Kinder, die einen Schulplatz benötigen und Eltern, die nach ihrer Flucht aus Khartum nicht wissen, wovon sie nun leben sollen. Es ist ein sehr kleiner Trost, dass in Hilat Al Bir und der Region die Schulen geöffnet sind und die Abschlussprüfungen für das Schuljahr in den kommenden Tagen stattfinden.

Wir sind in intensivem Austausch mit unserem Partnerverein, um herauszufinden wie wir in dieser schlimmen Situation helfen können und wo überhaupt Hilfe möglich ist. Wir diskutieren, ob oder welche Möglichkeiten es gibt, die Landwirtschaft zu unterstützen, wir evaluieren welche Möglichkeiten wir haben im Sommer die Werkstatt in ihrem Betrieb zu unterstützen oder auch die Initiative der Frauen in Hilat Al Bir weiter zu unterstützen, um nähen zu lernen und damit einen kleinen Verdienst zu erwirtschaften.