Save the Date! Hauptversammlung am 16.9.2023

Es gibt nicht viel Gutes zu berichten aus dem Sudan, der Krieg zwischen dem Militär und dem Paramilitär, der vor allem in der Hauptstadt Khartum geführt wird, dauert an. Es herrscht Krieg und Straßenschlachten in Khartum, das Leben für die Zivilbevölkerung ist dort sehr gefährlich. Jeder der konnte, ist aufs Land oder ins Ausland geflohen. Die Universitäten und Kliniken in der Hauptstadt sind geschlossen, der Flughafen besetzt. Darüber hinaus ist der gesamte Sudan schwer betroffen von den Folgen des Kriegs, da Handel, Verwaltung, Politik, Wirtschaft und Transport bisher über Khartum gelaufen sind.

Aber gerade weil die Situation nicht gut ist, wollen wir weitermachen und helfen. Im April haben wir Lebensmittelpakete für die Familien von 150 Schulkräften finanziert, es gibt Zusatzunterricht für die Abschlussklassen der Sekundarschule, eine Lehrerunterkunft wird in Hilat Al Bir saniert und die Frauen haben ihre Treffen wiederaufgenommen und den 2. Nähkurs gemacht.

Von all dem und mehr möchten wir in der Hauptversammlung berichten, welche am 16.9.2023 in München stattfindet. Save the date!

Zusatzunterricht für die Abiturklassen

Die Abiturprüfung wird im Sudan zentral und landesweit abgehalten und sollte im Juni 2023 stattfinden. Durch den Krieg was es nicht möglich, bis jetzt haben die Prüfungen nicht stattgefunden.

Die Schulleitung der Sekundarschule hat den Verein angesprochen, ob man nicht Mittel zur Verfügung stellen könnte, damit die LehrerInnen auch jetzt in der schulfreien Zeit Zusatzunterricht für die Abschlussklassen halten, damit die SchülerInnen den Stoff nicht schnell vergessen. Ein Kurs fand bereits im Juni statt mit täglich 4 – 6 Unterrichtsstunden. Ein Folgekurs soll stattfinden, wenn absehbar ist, wann die Prüfungen stattfinden. Dafür wurden Mittel von 2.000 Euro zur Verfügung gestellt.

Treffen der Frauen

Treffen der Frauen

Seit fast zwei Jahren treffen sich Frauen im Vereinshaus, um verschiedene handwerkliche Fähigkeiten zu erlernen und sich auszutauschen. Begonnen hat es mit einem lockeren Treffen, dann wurden Handarbeiten wie Schmuck oder Bastarbeiten gemacht und Strick- und Näharbeiten durchgeführt.

Letztes Jahr in der Hauptversammlung haben wir beschlossen, Nähmaschinen und Nähmaterial zu finanzieren, damit die Frauen nähen lernen können. Nachdem klar war, dass der Krieg nicht in die Region kommt, haben die Frauen ihre regelmäßigen Treffen wiederaufgenommen und einen Nähkurs unter Anleitung eines Schneider gemacht.

Einige der Frauen haben vor, Schuluniformen zu nähen, um sich so eine kleine Existenz aufzubauen.

Die Dorfbevölkerung packt an

Der Krieg lähmt den gesamten Sudan. Um dem in unserem bescheidenen Rahmen etwas entgegenzuwirken, haben wir, nachdem klar war, dass es in der Region ruhig ist, 10.000 EUR zur Sanierung der 2004 gebauten Lehrerunterkunft der Ibn Zibeir Schule in Hilat Al Bir bereitgestellt.

Die Unterkunft wurde damals parallel zu unserem Projekt „Bau der zweiten Schule Ibn Zibeir“ von der Dorfbevölkerung in Eigeninitiative gebaut. Nach 20 Jahren sind Mauern kaputt, einige Räume müssen neu gebaut, andere saniert werden. Durch den Krieg gibt es viele Menschen, die zurückgekommen sind und jetzt helfen können. Der Verein stellt Baumaterial zur Verfügung, die Bauarbeiten werden von den Dorfbewohnern erbracht. Es ist eine neue Küche geplant, Toiletten, die Sanierung der Räume mit Betonböden, die Außenmauern werden neu gebaut und die Türen gerichtet.

Lebensmittelpakete für die Schulkräfte in Hilat Al Bir

Die Situation der Lehrkräfte wird immer schlechter. Das Gehalt reicht nicht zum Überleben, oft bekommen sie monatelang keine Löhne vom Staat ausgezahlt, auch haben die Löhne aufgrund der Inflation kaum Wert. Im Sudan gibt es immer wieder Streiks und Demonstrationen von LehrerInnen, die versuchen auf ihre schwierige Situation aufmerksam zu machen.

Bereits vor dem Krieg hatten wir Lebensmittelpakete für die Schulkräfte in Hilat Al Bir geplant, und diese sind dann im April angekommen. Es waren insgesamt 150 Pakete mit Getreide, Linsen, Öl, Zucker, Tee und Reis im Wert von 3000 Euro für das Personal der 6 Basisschulen, der zwei Kindergärten und der Sekundarschulen.

Die Pakete waren für die Schulkräfte und ihre Familien im Ramadan eine sehr große Hilfe. Es haben sich alle sehr gefreut 😊.

Krieg im Sudan

Seit Mitte April kämpfen zwei Generäle und ihre Soldaten um die Macht im Sudan: auf der einen Seite der Oberbefehlshaber der Armee, General al-Burhan, auf der anderen Seite sein bisheriger Stellvertreter, Milizenführer General Daglo, auch bekannt als Hemeti. Burhan und Hemeti haben nach dem Sturz von Langzeitpräsident Omar al-Bashir 2019 die Macht übernommen, die sie nun wieder – im zweiten Anlauf – an eine zivile Führung hätten übergeben sollen. Beide beschuldigen einander, den Prozess torpediert zu haben.

Weder Hemeti noch Burhan haben genug politische Instrumente, um die Bevölkerung auf die eigene Seite zu ziehen und so den Kampf für sich zu entscheiden. Die Armee von Burhan ist zwar zahlenmäßig stärker als die paramilitärischen Truppen seines bisherigen Stellvertreters Hemeti, aber diese sind besser ausgerüstet.

Der Konflikt findet weitestgehend in Khartum statt. Brennpunkt sind die Kasernen, in denen die Paramilitärs stationiert sind, sowie die strategisch wichtige Infrastruktur in Khartum wie der Präsidentenpalast, Brücken, welche die Stadtteile verbinden, der Flughafen sowie Krankenhäuser und Fabriken. Vor den anhaltenden Kämpfen in Khartum sind mittlerweile viele Menschen geflohen. Die meisten der geschätzt 900.000 Geflüchteten fliehen im Sudan in Regionen, in denen es keine Kämpfe gibt und kommen bei Verwandtschaft oder Bekannten unter.

In der Region Sennar gab es keine Kämpfe, es ist ruhig und im Unterschied zur Hauptstadt herrscht hier fast so etwas wie Alltag. Die Schulen, Geschäfte und Banken sind geöffnet. Die wirtschaftliche Situation ist schlimm. Die Preise sind gestiegen, Lebensmittel und Treibstoff sind knapp, alle Güter, welche normalerwiese von oder über Khartum transportiert werden, gibt es nicht. Viele Familien oder Familienmitglieder sind von Khartum wieder zurück in die Region gekommen. Es gibt viele zusätzliche Kinder, die einen Schulplatz benötigen und Eltern, die nach ihrer Flucht aus Khartum nicht wissen, wovon sie nun leben sollen. Es ist ein sehr kleiner Trost, dass in Hilat Al Bir und der Region die Schulen geöffnet sind und die Abschlussprüfungen für das Schuljahr in den kommenden Tagen stattfinden.

Wir sind in intensivem Austausch mit unserem Partnerverein, um herauszufinden wie wir in dieser schlimmen Situation helfen können und wo überhaupt Hilfe möglich ist. Wir diskutieren, ob oder welche Möglichkeiten es gibt, die Landwirtschaft zu unterstützen, wir evaluieren welche Möglichkeiten wir haben im Sommer die Werkstatt in ihrem Betrieb zu unterstützen oder auch die Initiative der Frauen in Hilat Al Bir weiter zu unterstützen, um nähen zu lernen und damit einen kleinen Verdienst zu erwirtschaften.

Das Ende der Demokratiebewegung

Die Demokratiebewegung und die eingeleiteten Reformen wurden durch einen Militärputsch im Oktober 2022 jäh gestoppt. Bereits initiierte Projekte der internationalen Gemeinschaft zur Stabilisierung und Förderung der Demokratie und der zivilen Übergangsregierung wurden eingefroren. Die Inflation ist wieder da, Lebensmittel und Benzin sind knapp. Fast alle Teile der Bevölkerung sind verarmt. Die Mittelschicht ist komplett verschwunden. Im Westen, Osten und am Blauen Nil sind ethnische Konflikte aufgeflammt, Staat oder Militär bieten der Bevölkerung keinen Schutz.  Die Lage der Menschenrechte ist sehr schlecht. 

Die wirtschaftliche und soziale Lage hat Auswirkungen auf das gesamte Leben im Sudan, jeder Tag birgt auch für unsere Vereinsarbeit neue Unwägbarkeiten. Manches Mal gibt es kein Benzin, an anderen Tagen muss man stundenlang suchen, um Wasser zu organisieren, weil der Strom und damit die Wasserpumpen nicht funktionieren. Baumaterial ist oft nicht erhältlich und verteuert sich laufend. Handwerker, welche fest gebucht wurden, erscheinen nicht. Die Menschen, die für den Verein arbeiten sind mit dem täglichen Überleben beschäftigt, es ist oft nur mit viel Mühe möglich Lebensmittel, insbesondere das Hauptlebensmittel Brot, Medikamente oder Transport zu finden.  

Unser bisher größtes Projekt „Bau von Schulen für zehn Dörfer sowie einer Gehörlosenschule für die Region und Stärkung des Partnervereins durch Bau eines Vereinshauses, einer Plantage und Schulungen“ konnte nur aufgrund des pausenlosen Einsatzes und Engagements des Projektteams erfolgreich fertiggestellt werden. Im Oktober 2021 wurden die Schulen offiziell eröffnet unter Beisein eines Vertreters der Deutschen Botschaft Khartum.  

Zur Situation im Sudan

Die zivile Übergangsregierung muss sich nun in einem denkbar schlechten Umfeld bewähren: Der Staatshaushalt ist bankrott, der Sudan ist in einer tiefen Wirtschaftskrise und immer noch international isoliert durch die Sanktionen der USA (diese könnten demnächst fallen) sowie innerpolitisch mächtige Feinde, die dem Lager der alten Militärdiktatur zugehören.

Für die Menschen wird das tägliche Überleben immer schwieriger. Benzin und Brot sind knapp, es bilden sich jeden Morgen lange Schlangen vor dem Bäcker und den Tankstellen. Die Inflation ist sehr hoch. Schulen und Universitäten waren zunächst fast ein halbes Jahr wegen der Demonstrationen geschlossen. Im Frühjahr verschärfte COVID-19 die tiefe wirtschaftliche Krise des Sudans nochmals. Ein dreimonatiger Lockdown, Hyperinflation und Arbeitslosigkeit führen zu Lebensmittelknappheit und Ernährungsunsicherheit für weite Teile der Bevölkerung. Als wäre das alles nicht schon dramatisch genug, musste der Sudan Anfang September einen dreimonatigen Notstand ausrufen. Starke Regenfälle hatten im Sudan schwere Überschwemmungen ausgelöst.

Für unsere Schulen und auch für dem Kindergarten ist aufgrund der Ereignisse nun fast ein ganzes Jahr verloren. Die Schulen, welche nach den Streiks gerade wieder in den Normalbetrieb zurückgekehrt waren, wurden im März wegen COVID-19 wieder geschlossen. Das neue Schul- bzw. Kindergartenjahr sollte Anfang September eigentlich losgehen, doch aufgrund des ausgerufenen Notstands bleiben die fast alle Einrichtungen bis Ende November geschlossen.

Unsere Soforthilfen-Spendenaktion hat über Verdoppelung von Spenden von Microsoft-MitarbeiterInnen und Förderung durch das BMZ insgesamt über 90.000 Euro gebracht. Die Hilfen werden derzeit koordiniert und werden schon bald den Menschen zugute kommen.

Soforthilfe für Hilat Al Bir

Die Euphorie der Revolution, mit der das sudanesische Volk die 30-jährige Diktatur des Präsidenten Omar al-Bashirs gestürzt hat, ist verflogen. Die nach zähem Ringen gebildete Übergangsregierung aus ziviler Opposition und Militärführung arbeitet daran, das Land wiederaufzubauen, Korruptionsprozesse durchzuführen und Verwaltung, Justiz und Bildungssystem zu reformieren. Die mit Abstand größte Herausforderung ist jedoch die extrem schwierige wirtschaftliche Lage. Jeden Tag steigen die Preise, und nicht selten kommt es zu Streitereien wegen zusätzlicher 10 Cents. Die Menschen haben das Gefühl, ihre Lage verschlimmert sich täglich. Kaputte Straßen, geschlossene Schulen, zu wenig Benzin, zu wenig Brot. Die Brotschlange ist zum Sinnbild der sudanesischen Situation geworden – Stunden steht man an, um eine Portion Brot kaufen zu können.

Trotz Druck der UNO, EU, der Afrikanischen Union und vieler weiterer Länder nimmt die USA den Sudan nicht von der Liste der staatlichen Sponsoren des Terrorismus (SST), was drastische Auswirkungen für das Land zur Folge hat. Neben weiteren Einschränkungen verbietet die Liste Wirtschaftshilfe, darunter auch Darlehen von der Weltbank und anderen internationalen Finanzinstitutionen. Aufgrund dessen kann der Sudan von der dringend benötigten Hilfe der Weltbank zur Bekämpfung von COVID-19 in den 25 ärmsten Länder der Welt nicht profitieren.

Das schlechte Gesundheitssystem wird durch die Pandemie noch weiter überlastet. Die offiziellen Fallzahlen zu Covid-19 sind zwar nach wie vor relativ niedrig, allerdings wurden bisher auch nicht viele Menschen im Sudan getestet. Die Lage ist angesichts der massiven medizinischen Unterversorgung vor allem auf dem Land äußerst fragil. Auch die momentane Ausgangssperre, die auf zunächst drei Wochen angesetzt ist, trifft die Menschen hart. Viele leben von der Hand in den Mund und wissen nun schlichtweg nicht, wie sie ohne ihre tägliche Arbeit überleben können.

Wir wollen den Menschen in unserer Projektregion mit Soforthilfe in Form von Hilfsgütern und zur Ausstattung unserer Gesundheitsstation beistehen. Dazu bereiten wir gerade ein Antrag vor, über den wir weiter berichten werden.

Sudan – ein Land im politischen Übergang

In 2019 hat sich die politische Landschaft im Sudan entscheidend verändert. Nach dem Sturz des langjährigen Staatschefs Omar al-Baschir im April 2019 hat im Sudan zunächst ein Militärrat die Führung übernommen.

Am Anfang waren es vor allem Frauen, die auf die Straße gingen. Nach Massenprotesten und monatelangen Unruhen und Internetabschaltungen einigten sich die Demonstranten mit dem Militärrat nach zähen Verhandlungen im Juli auf einen Kompromiss für die Bildung einer Übergangsregierung. Am 8. Juli wurden die Internet Verbindungen im Sudan landesweit wiederhergestellt. Am 21. August wurde ein sogenannter souveräner Rat vereidigt, bestehend aus Militärs und Zivilisten, darunter zwei Frauen, von denen eine Christin ist. Man einigte sich auf weitreichende Verfassungsänderungen, ein Übergangskabinett, sowie die Bildung eines Übergangsparlaments mit 300 Abgeordneten.

Inzwischen ist die Übergangsregierung gebildet: 18 Kabinettsmitglieder unter der Führung von Ministerpräsident Abdalla Hamdok, einem früheren UN-Wirtschaftsexperten, legten am 9. September 2019 ihren Amtseid ab. Die Übergangsregierung soll drei Jahre und drei Monate im Amt bleiben. Nach dieser Zeit sollen dann freie Wahlen stattfinden.

Der deutsche Außenminister Heiko Maas, der Anfang September in Khartum war, gratulierte dem Sudan zur Bildung einer zivil geführten Regierung. „Im Sudan ist Großartiges geschehen in den letzten Wochen und Monaten“, sagte der deutsche Chefdiplomat zu den Entwicklungen in dem ostafrikanischen Land. Er zeigte sich „beeindruckt von dem Mut und der Entschlossenheit und der Gewaltlosigkeit des sudanesischen Volkes“.

Wir wünschen uns sehr, dass der Sudan diesen eingeschlagenen Weg hin zur Demokratie erfolgreich weiter beschreiten wird.

Das vergangene Jahr war gekennzeichnet von vielen Unruhen und stark spürbaren wirtschaftlichen Engpässen. Benzin und Brot sind knapp, es gibt jeden Morgen lange Schlangen vor dem Bäcker und den Tankstellen. Die Inflation ist sehr hoch. Schulen und Universitäten waren jetzt fast ein halbes Jahr wegen der Demonstrationen geschlossen und auch ansonsten befindet sich der Sudan in einer tiefen wirtschaftlichen Krise.

Ob der Sudan es schaffen kann oder wird, hängt auch von den Möglichkeiten ab, die man dem Staat bieten wird. Der Sudan war lange Zeit international isoliert. Grund dafür war vor allem die Einstufung als ein „den Terrorismus unterstützender Staat“ durch die USA 1993. Die Streichung des Landes von dieser Liste gehört mit zu den vordringlichsten Themen der Übergangsregierung, denn die marode Wirtschaft ist eines der Hauptprobleme des Landes.